Neulich in einem Coaching sagte eine Klientin nachdenklich: „Das war ja eigentlich nur eine Frage – und doch hat sie mir plötzlich alles klar gemacht.“
Dieser Satz hat mich wieder einmal daran erinnert, wie kraftvoll Fragen sein können. Wir sind oft darauf trainiert, möglichst schnell Antworten parat zu haben. Doch manchmal ist es viel wertvoller, wenn wir uns erlauben, im Raum der Fragen zu verweilen.
Unsere Sehnsucht nach Antworten
Antworten geben uns Sicherheit. Sie wirken wie ein Punkt am Ende eines Satzes: klar, abgeschlossen, beruhigend. In unserer Gesellschaft wird Wissen oft höher bewertet als Nicht-Wissen. Wer Antworten hat, gilt als kompetent. Doch genau darin liegt auch eine Gefahr: Wir schließen vorschnell ab und übersehen dabei, dass eine Frage uns vielleicht zu einer ganz anderen, tieferen Erkenntnis hätte führen können.
Die Kraft der richtigen Frage
Fragen öffnen Türen. Sie erweitern unseren Blick, laden uns ein, genauer hinzuschauen und uns selbst besser kennenzulernen. Eine einzige gute Frage kann mehr in Bewegung bringen als zehn fertige Ratschläge.
Fragen wie:
Was brauche ich wirklich gerade?
Was würde ich tun, wenn Angst keine Rolle spielen würde?
Welche Geschichte erzähle ich mir über mich selbst – und stimmt sie überhaupt?
Solche Fragen bringen uns ins Nachdenken und geben Raum für neue Möglichkeiten.
Warum Antworten manchmal zu früh kommen
Eine schnelle Antwort kann wie ein Pflaster sein: Sie beruhigt, aber darunter heilt die eigentliche Wunde vielleicht nicht. Antworten sind oft das Ende eines Gedankens, während Fragen ein Anfang sein können.
Im Coaching erlebe ich immer wieder, wie wertvoll es ist, die Geduld aufzubringen, nicht sofort eine Lösung zu finden. Manchmal braucht es dieses Aushalten im Nicht-Wissen – so wie ein Same Zeit im Dunkeln braucht, bevor er durch die Erde bricht.
Fragen als Einladung ins Leben
Kinder sind Meister*innen im Fragenstellen. Mit unerschütterlicher Neugier erkunden sie die Welt: Warum ist der Himmel blau? Warum schlafen die Blumen nachts? – Jede Frage öffnet ein Fenster zu mehr Staunen.
Wenn wir uns erlauben, wieder mehr Fragen zu stellen, treten wir in Verbindung mit dieser Offenheit und Kreativität. Wir lassen uns überraschen, wohin eine Frage uns führt, statt sofort zu wissen, wohin es geht.
Ein kleiner Impuls für dich
Vielleicht magst du es einmal ausprobieren:
Schreibe dir am Morgen eine offene Frage auf, die dich begleitet.
Lege keine schnelle Antwort fest, sondern beobachte, welche Gedanken und Gefühle im Laufe des Tages auftauchen.
Erlaube dir, die Frage wie einen Reisebegleiter an deiner Seite zu tragen.
Du wirst erstaunt sein, wie viel Tiefe sich entfaltet, wenn du dir Zeit gibst.
Fazit
In meinem Coaching erlebe ich immer wieder: Es sind selten meine Antworten, die den entscheidenden Unterschied machen. Es sind die Fragen, die meine Klient*innen in Berührung mit ihrem eigenen inneren Wissen bringen.
Vielleicht liegt genau darin die Magie: Dass wir nicht immer sofort etwas wissen müssen. Manchmal reicht es, die richtige Frage zu stellen – und der Rest entfaltet sich von allein.
Welche Frage begleitet dich gerade durchs Leben?
Vielleicht trägst du gerade eine Frage in dir, die dich weiterführen möchte. Im Coaching können wir ihr gemeinsam auf den Grund gehen – in deinem Tempo, mit deiner inneren Weisheit.
Vertiefung durch traumasensibles Coaching
Wenn du mehr über meine Arbeit im Bereich Trauma & Nervensystem erfahren möchtest, schau dir gerne meine Seite zum Thema traumasensibles Coaching & Neurosystemische Integration an.
