Die Tage sind lang, die Nächte tropisch, der Körper schwer.
Viele Menschen spüren gerade, wie die andauernde Hitze sie zermürbt – körperlich, mental und emotional. Schlafprobleme, Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten oder sogar Rückzug und Erschöpfung sind häufige Reaktionen.
Vielleicht fragst du dich: „Was stimmt nicht mit mir? Ich müsste doch funktionieren…“
Aber: Du bist nicht falsch. Dein Nervensystem reagiert auf eine echte Herausforderung.
Kürzlich habe ich in meinem Artikel 5 Wege zur Selbstregulation an Hitzetagen praktische Tipps geteilt, um dein Wohlbefinden bei hohen Temperaturen zu unterstützen.
Heute schauen wir tiefer: Wie wirkt die Hitze auf dein Nervensystem – und wie kannst du auch in dieser intensiven Zeit bei dir bleiben?
🌡️ Was ist Hitzestress – und warum betrifft er so viele Menschen?
Hitzestress beschreibt die körperliche und psychische Belastung durch hohe Umgebungstemperaturen – besonders, wenn diese über mehrere Tage oder Wochen anhalten.
Der Körper versucht, seine Temperatur konstant zu halten. Dafür muss er viel Energie aufwenden:
Die Blutgefäße erweitern sich
Der Blutdruck sinkt
Herzfrequenz und Atmung steigen
Wir verlieren Wasser, Mineralstoffe, Energie
Gleichzeitig wird unser Schlaf leichter, unruhiger – was die Erholung zusätzlich erschwert. Auch das Denken fällt schwerer. Entscheidungen wirken wie ein unüberwindbarer Berg. Viele fühlen sich dann „wie neben sich“.
🧠 Der Blick ins Nervensystem: Warum du dich überfordert fühlst
Aus Sicht des Nervensystems ist Dauerhitze ein anhaltender Stressor – vergleichbar mit Alarmzustand. Unser autonomes Nervensystem (insbesondere der sympathische Anteil) läuft dann auf Hochtouren:
Der Körper will kühlen, regulieren, reagieren
Mentale Prozesse wie Planen, Fühlen, Entscheiden werden zurückgefahren
Die Schwelle zur Überforderung sinkt deutlich
Wenn du in deinem Alltag zusätzlich emotionale Belastungen oder alte Muster mitbringst (z. B. Perfektionismus, Kontrollbedürfnis, Erschöpfungstendenzen), kann die Hitze dich besonders stark aus dem Gleichgewicht bringen.
👉 Studien zeigen, dass hohe Temperaturen direkt mit einer Zunahme von Stress, Aggression und Entscheidungsschwäche einhergehen (z. B. Anderson, 2001 – Heat and Violence).
💬 „Ich bin nicht schwach – mein System schützt mich“
Es ist wichtig zu verstehen:
Wenn du langsamer wirst, emotionaler reagierst oder dich zurückziehst, ist das keine Schwäche. Es ist eine gesunde Reaktion auf Überlastung. Dein System schützt dich vor Überhitzung – nicht nur körperlich, sondern auch emotional.
Was du jetzt brauchst, ist nicht mehr Disziplin, sondern mehr Fürsorge, Anpassung und liebevolle Begleitung.
🛠️ Tools zur Selbstregulation bei Hitzestress
1. Mikropausen der Reorientierung
Setz dich bewusst mehrmals täglich hin, atme langsam und frage dich:
„Wo bin ich gerade? Was brauche ich in diesem Moment?“
→ Schon wenige Sekunden können helfen, dich zu zentrieren.
2. Kühlende Berührung & Nervensystempflege
Kalte Waschlappen sanft auf Brust, Nacken oder Wangen
Gleichzeitig: Langsames Ausatmen mit einem Seufzer
→ Das beruhigt das sympathische Nervensystem.
3. Weniger Reize, mehr Stille
Vermeide unnötigen Input (News, Lärm, Social Media)
Schaffe dir kleine „Offline-Zonen“ – besonders morgens und abends
→ Dein Nervensystem kann dann regenerieren, auch ohne Schlaf.
4. Freundliche Sprache mit dir selbst
„Ich darf langsam sein.“
„Ich reagiere angemessen auf eine außergewöhnliche Situation.“
→ Die Art, wie du mit dir sprichst, beeinflusst direkt dein Stressniveau.
5. Entscheide mit dem Körper – nicht nur mit dem Kopf
Statt: „Was ist richtig?“, frage:
„Was bringt mir jetzt Erleichterung?“
*„Was fühlt sich in meinem Körper weicher an?“
→ Das ist traumasensible Entscheidungskraft.
💡 Fazit: Du darfst bei dir bleiben – auch wenn alles heiß läuft
Dein Nervensystem ist nicht dein Feind. Es ist dein Schutz.
Die aktuelle Hitzewelle ist eine Einladung, nicht nur physisch langsamer zu machen, sondern dich auch innerlich neu auszurichten:
Mehr fühlen statt leisten
Mehr Raum statt Reiz
Mehr Regulation statt Reaktion
Auch wenn wir die Temperaturen nicht steuern können, können wir lernen, wie wir unser Nervensystem unterstützen – damit wir auch in Hitzewellen stabil und handlungsfähig bleiben.
Wenn du zusätzlich praktische Sofortmaßnahmen suchst, die dich im Alltag schnell entlasten, dann lies gern meinen Artikel 5 Wege zur Selbstregulation an Hitzetagen. Dort findest du einfache, sofort umsetzbare Strategien, die perfekt zu den heutigen Impulsen passen.
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mit dir selbst verbunden zu bleiben,
Überforderung zu erkennen, bevor sie dich lähmt
und gesunde Entscheidungen auch in herausfordernden Zeiten zu treffen.

Vertiefung durch traumasensibles Coaching
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